Bericht: "Closing the digital gap – The future of European Healthcare"

Auszüge aus dem englischsprachigem Bericht "Closing the digital gap – The future of European Healthcare" von Deloitte.

Dieser Artikel fasst die Erkenntnisse aus dem Bericht „Closing the digital gap – the future of European Healthcare Part 2“ von Deloitte zusammen. Basierend auf einer Umfrage von Deloitte im Jahr 2020 wurde das Potenzial der digitalen Transformation untersucht, um die aktuellen und künftigen Herausforderungen der Gesundheitssysteme in Europa zu bewältigen.

 

Hintergrund des Berichts

Die Gesundheitssysteme in ganz Europa stehen unter einem noch nie dagewesenen Druck. Während sich die Quantität und Qualität der Versorgung verbessert hat, ist die Komplexität der Gesundheitsversorgung, aufgrund der alternden Bevölkerung und der Erwartungen der Öffentlichkeit an eine individuellere und bequemere Versorgung, gewachsen.

Während die Europäische Union erwartet, dass alle Bürger Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung zu erschwinglichen Kosten haben, unterscheiden sich die Länder in ihrer Kapazität diesen Dienstleistungen gerecht zu werden (z. B. Anzahl der Ärzte, Krankenschwestern und Betten pro Kopf der Bevölkerung). Das Personal hat Schwierigkeiten, die Arbeitsbelastung zu bewältigen. Die Kluft zwischen verfügbaren Ressourcen und der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen wird immer größer.

Die meisten Länder setzen auf die digitale Transformation, um diese Lücke zu schließen, aber die Fortschritte sind bisher langsam, und der digitale Reifegrad der Gesundheitssysteme der einzelnen Länder, ist sehr unterschiedlich. Ziel ist es zu verstehen, welche Hürden die Transformation derzeit beeinträchtigen. Denn digitale Technologien können die Patientenversorgung verbessern, Risiken erkennen und verringern, den Gesundheitsbedarf der Bevölkerung vorhersagen und managen und die Qualität des Datenflusses verbessern, um eine zeitnahe, effiziente und sichere Versorgung zu gewährleisten. Bei der digitalen Transformation geht es jedoch nicht nur um Technologie. Es geht um Veränderungsmanagement, das durch Technologien ermöglicht wird und dazu beiträgt die Effizienz und Effektivität der Gesundheitsversorgung zu steigern und den Nutzen für Patienten und Ärzte.

 

Umfrage

Im Zuge der Umfrage wurden knapp 1,800 Ärzte und Pflegekräfte in 7 Ländern (Dänemark, Deutschland, Italien, Niederlande, Norwegen, Portugal, UK) befragt, um den Status Quo der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu evaluieren, sowie die größten Hürden in der Umsetzung der digitalen Transformation zu identifizieren.

 

Herausforderungen

Basierend auf der Umfrage in den 7 Ländern wurden die folgenden drei größten Herausforderungen identifiziert:

  1. die Bürokratie im Gesundheitswesen (57,4 Prozent)
  2. die Kosten der Technologien (50,3 Prozent)
  3. die Suche nach den richtigen Technologien (49,0 Prozent)

Während die Antworten in den sieben Ländern im Großen und Ganzen ähnlich ausfielen, zählten in Italien und Portugal die Schulung des Personals im Umgang mit der Technologie und in den Niederlanden die gemeinsame Nutzung von Patientendaten zu den drei größten Herausforderungen für die Kliniken. Auf die Frage nach dem aktuellen Stand der Digitalisierung in ihrem Land waren die am häufigsten genannten negativen Begriffe "langsam, komplex und bürokratisch".

Deutschland im europäischen Vergleich

Im europäischen Vergleich ist es auffällig, dass Deutschland in vor allem zwei Kategorien der Umfrage am schlechtesten abschneidet. Zum einen in der Vorbereitung der Einführung von digitalen Technologien und zum anderen beu der Unterstützung in der Anwendung von digitalen Technologien. So gab die Mehrheit der Befragten in Europa an, dass ihre Organisation „sehr gut“ oder „einigermaßen gut“ auf die Einführung digitaler Technologien vorbereitet sei. Die deutschen Organisationen seien im Vergleich also am schlechtesten vorbereitet (siehe Abbildung).

Darüber hinaus gaben europäische Kliniker an, dass sie sich von ihren Organisationen bei der Nutzung digitaler Technologien angemessen oder gut unterstützt fühlten. In Dänemark fühlten sie sich am meisten unterstützt (76,8 %), gefolgt von den Niederlanden. Die Kliniker in Deutschland fühlten sich am wenigsten unterstützt (45,5 %). Die Umfrageergebnisse und die Interviews mit den Beteiligten zeigen, dass die mangelnde Schulung des Personals im Umgang mit digitalen Technologien ein Hindernis für Fortschritte bei der digitalen Transformation darstellt.

Maßnahmen zur Schließung der digitalen Lücke

Basierend auf der Auswertung der Umfrage und den Interviews hat Deloitte die zwei übergreifenden Themen (1) Wechsel der Mentalität und (2) Freigabe von Daten identifiziert, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter voranzutreiben. Daraus wurden folgende 5 Maßnahmen abgeleitet, um die digitale Lücke weiter zuschließen:

 

1. Infrastruktur:

Schaffung einer robusten Gesundheits-IT-Infrastruktur, die Konnektivität, sichere Datenspeicherung und genehmigten Zugang zu Gesundheitsdaten und Austausch ermöglicht.

2. Offene elektronische Patientenakten:

Einführung zugänglicher und integrierter elektronischer Patientenakten, sowie Investitionen in die digitalen Basistechnologien, die die Digitalisierung beschleunigen.

3. Interoperabilität:

Bewältigung der Herausforderung der Interoperabilität durch die Entwicklung gemeinsamer lokaler oder nationaler Datensätze mit einer einzigen Patientenkennung und transparenten Zustimmungsprozessen. Eine sichere Cloud-Technologie: Unterbringung wichtiger IT-Infrastrukturen in virtuellen, externen Datenzentren, gestützt durch Interoperabilitätsstandards, wie z. B. Health Level-7 (HL7), Fast Healthcare Interoperability Resources (FHIR).

4. Steuerung:

Schaffung eines soliden Governance-Rahmens zur Unterstützung des Changemanagements und einer Kultur der digitalen Transformation, einschließlich Klarheit über Dateneigentum, Cyber-Sicherheit, Patienteneinwilligung und Patientenaufklärung; Festlegung der Sicherheit und die ethische Nutzung digitaler Lösungen sowie einen Verhaltenskodex für die datengesteuerte Gesundheitsversorgung.

5. Führungsqualitäten:

Entwicklung digitaler Führungskompetenzen und Verbesserung der digitalen Kompetenz von Personal und Patient:innen.

  

Schlussendlich ist es wichtig, dass es bei der digitalen Transformation nicht nur um die richtige Technologie und Infrastruktur geht, sondern ein umfassendes Veränderungsmanagement erforderlich ist, damit alle Beteiligten des Gesundheitswesen befähigt werden digitaler zu arbeiten.

Den gesamten Bericht mit allen Auswertungen der Parts 1-5 finden Sie hier: „Closing the digital gap – the future of European Healthcare“