Hospital Diaries Episode 6

Ein Interview mit Annie - Von MTLA zu MFA. Wie die Laborperspektive bei der Arbeit auf der Station hilft und sensibilisiert.

Annie hat ursprünglich eine Ausbildung zu einer medizinisch-technischen Laborassistentin (MTLA) gemacht, bevor sie dann aus familiären Gründen auf die Station eines großen Krankenhauses gewechselt ist, um dort als medizinische Fachangestellte (MFA) tätig zu werden. Annie kann so aus der Perspektive des Labors sowie der Station spannende Einblicke geben.

Wieso hast du dich anfänglich für eine MTLA Ausbildung entschieden?  

Ich habe mich für die Ausbildung der MTLA entschieden, da ich großes Interesse an der Medizin habe und fand die Möglichkeiten interessant, verschiedene Methoden zu haben, in einem breit gefächerten Bereich tätig zu werden und dieser Bereich nie zum Stillstand kommt. Man lernt nie aus. Der Kopf ist auf fast jeder Ebene gefordert. Es wird nie eintönig. Ein anderer Punkt warum gerade „Labor“, ist es dem Menschen zu helfen, ohne den 100%-igen Kontakt zum Patienten zu haben. Ich als Mensch bin schon recht nah am Wasser gebaut. Viele Schicksale gehen einem sehr nah und werden mit nach Hause genommen, gerade wenn man im Bereich der Pflege oder des ärztlichen Dienstes arbeitet. Das fällt zum Teil im Labor weg. Es gibt aber im Labor ja auch Bereiche die einem Kontakt zum Patienten ermöglichen, wenn man das möchte.

Was für mich persönlich auch immer gut gepasst hat, war der Satz: „Ohne Analyse, keine Diagnose oder Therapie“ der Beruf ist einer der Grundpfeiler der Medizin.

Du hast zu einer MFA Stelle in einem großen Krankenhaus gewechselt. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Welche Aufgaben übernimmst du? Und wie digital seid ihr aufgestellt?  

Dass ich eine MFA Stelle angetreten habe, hat vielerlei Gründe. Der Ausschlaggebende Grund, war der, dass ich als Mutter keine MTLA Stelle gefunden habe. Da ich als Mutter an die Kitazeiten gebunden bin, war es schier unmöglich einen Arbeitgeber zu finden, der sich drauf eingelassen hätte. Sprich eine Arbeitszeit zu bieten die auf unsere Situation gepasst hätte. Mein Mann ist berufsbedingt selten und unregelmäßig zu Hause. Viele wollten eine Vollzeitkraft mit einer 40h die Woche und einem 3-4 Schichtsystem. Als Mutter, die „alleine“ ist, ist das fast unmöglich.  

In meiner jetzigen Stelle als MFA, bin ich den Ärzten unterstellt. Hier nehme ich ihnen die Blutabnahmen ab, lege soweit es geht Flexülen, bereite Punktionen vor und assistiere hier, fordere Befunde an oder organisiere hier Termine für andere Untersuchungen der Patienten. Ich nehme ihn quasi Arbeiten ab, damit die Ärzte mehr Zeit mit den Patient:innen haben. Leider ist diese Stelle nicht so abwechslungsreich wie meine vorherige und zumden auch in der Geriatrie. Zwei Punkte, wo ich im Vergleich zur MTLA nun starke Abstriche gemacht habe. Es läuft bereits viel über Datenfernübertragung statt, trotzdem gehen viele Dinge gehen aber nicht ohne Papier, Fax, etc.

Wie hilft dir deine MTLA Ausbildung bei deiner Arbeit als MFA im Krankenhaus?  

Ich denke das mir die Ausbildung mehr als geholfen hat. Da viele versteckte kleine Fehler lauern. In der Ausbildung der MTLA ist die Präanalytik ein großes Thema und auch in der Ausbildung verankert. Fehler die in der Präanalytik gemachten werden, haben große Auswirkungen auf die Diagnostik oder die Therapie der Patienten.  

Dazu muss ich sagen: ich kenne aber nun auch die andere Seite. In der Geriatrie haben wir sehr erschwerte Venenverhältnisse. Sei es durch das Alter selbst, Medikamente oder einfach eine palliative Situation. Da sind präanalytische Fehler leider nicht immer zu vermeiden. Von der Personalsituation und Materialmangel abgesehen.

Manche Fehler, die man nicht vermeiden kann, sind wenn nur ein Arm zur Verfügung steht, da über den einen Arm eine Transfusion läuft. So kann es sein, dass man z.B. eine Verdünnung mit drin hat, die sich nicht vermeiden lässt. Außerdem wenn Patienten einen stark palliativen Hintergrund haben (schwacher Kreislauf) und ganz viele verschiedene Medikamente einnehmen, können diese sich eben auch auf die Parameter auswirken, ohne dass wir einen Einfluss darauf nehmen können (außer die Ärzte darüber zu informieren).

Zu lange Stauungszeiten bei erschwerten Venenverhältnissen können auch Auswirkungen auf die Parameter haben, so kann z.B. der Kaliumwert in die Höhe getrieben werden oder eine Hämolyse hervorgerufen werden. Wenn sich dies nicht vermeiden lässt, versuche ich mit dem Arzt Rücksprache zu halten und ihn darauf hinzuweisen die Referenzbereiche etwas weiter zu fassen. Ist nur wenig Probenmaterial verfügbar einigen wir uns mit dem Arzt auf die wichtigsten zu bestimmenden Parameter.  

Allerdings bilde ich eher die Ausnahme hier. Viele Pflegende haben eben nicht das Verständnis für bestimmte Störfaktoren und ihre Einflüsse auf die Analyse, einfach aus dem Grund, dass es in der Ausbildung nicht ausreichend behandelt.

Wie werden andere MFAs bei euch im Krankenhaus auf die Wichtigkeit der Präanalytik sensibilisiert / aufmerksam gemacht? Hast du das Gefühl die Thematik ist präsent?  

Da selbst die Ärzte die Präanalytik nur vereinzelt im Studium haben, vergessen sie selbst welche Auswirkungen diese haben kann. MFA‘s oder die Pflege haben die Präanalytik nicht explizit in der Ausbildung verankert. Sie haben von diesem Abschnitt also absolut keine Ahnung. Sei es praktisch oder theoretisch. Als MTLA muss man als Beispiel dagegen 6 Wochen in der Pflege ein Praktikum absolvieren, um ein Verständnis für den Alltag zu generieren.  

Vom Gefühl her ist das Thema auf der Station nicht stark präsent aus den genannten Gründen. Fällt mir etwas bei Kolleg:innen auf, dann versuche ich natürlich diese darauf aufmerksam zu machen und die Auswirkungen bestimmter Handlungen zu verdeutlichen. Da MFA‘s gerade bei uns als Pilotprojekt im stationären Bereich arbeiten, kann ich leider noch nicht allzu viel darüber berichten. Das ist im Moment ein Prozess, an dem man weiterarbeitet und ihn optimiert.  

Wie sehen die Möglichkeiten für MFAs aktuell aus präanalytische Fehler vorzubeugen? Gibt es Tools zur Unterstützung bei der Arbeit, um diese gerade in hektischen Situationen zu vermeiden?  

Präanalytische Fehler vorbeugen kann man nur, indem man dem Personal, in diesem Fall die abzunehmende Person, zeigt, wie es richtig funktioniert und welche Auswirkungen das Ganze hat. Tools, zur Unterstützung speziell für die Präanalytik gibt es bei uns bisher nicht. Man kann eben nur auf die Hinweise auf den Röhrchen und die Hersteller verweisen. Zum Beispiel, dass bestimmte Füllmengen zu beachten sind oder eben bestimmte Mischungsverhältnisse einzuhalten sind. Im tatsächlichen Alltag fehlt allerdings oftmals die Zeit sich diese immer wieder vor Augen zu führen.

Vielen Dank für deine Einblicke in die Arbeit als MTLA und MFA und vor allem deine Erfahrung im Bereich der Präanalytik!

Note: Der Name wurde im Zuge der Veröffentlichung anonymisiert.

Mit Tracie als intuitive und auf den Nutzer ausgerichtete Software, ermöglichen wir auch ungeschultem Personal präanalytische Fehler zu vermeiden. Als Wegbegleiterin bei der Probenentnahme, führt Tracie Schritt für Schritt durch den Prozess. Integrierte Sicherheitsmechanismen verhindern zusätzlich schwerwiegende Fehler, wie z.B. Probenverwechselungen. Mehr zu unserem Produkt: www.tracie.health/produkt